Grundversorgung im Missionsgebiet von Padre Othmar Stäheli
(zu unserer Zeit 1979-1981)
Wohnkultur und Hauseinrichtung
Das traditionelle Bambushaus wurde auf Stelzen gebaut, unterteilt in Wohn- und Schlafbereich. Unter dem Haus war Platz für die Tiere und zum Trocknen der Palmblätter, die geschlitzt, gekocht und gegerbt wurden für die Panamahüte.
Zur Einrichtung gehörte eine Hängematte, ein kleiner Tisch und Holzschemel. Als Kochherd diente eine Holzkiste, ausgekleidet mit Sand, worin auf offenem Holzfeuer gekocht wurde. Ein Kamin oder einen Abzug… wozu? Der Rauch entfloh durch die Ritzen oder die Fensteröffnungen.
Der Stromanschluss war sehr teuer, praktisch unerschwinglich für die Dorfbewohner (auf der Missions-Station hatten wir Notgeneratoren, um die täglichen Stromausfälle zu überbrücken).
Telefone gab es damals natürlich noch keine. Um nach Europa zu telefonieren, mussten wir mindestens 70km weit über holprige Strassen in die nächste Stadt fahren und dabei die sechs Stunden Zeitdifferenz nicht vergessen. Mit etwas Glück erhielten wir eine Verbindung.
Programm „Hausbau“
- Padre Othmar leitete die Leute an im Häuserbau, zuerst aber im Herstellen von Blocksteinen mit Sand und Zement
- Oft besassen die Leute höchstens 1 Bettgestell für die ganze Familie, meist ohne Matratzen
- Bettenprogramm: Männer konnten unter Anleitung Betten bauen, und die Frauen Matratzen-Bezüge nähen
- Für grössere Anschaffungen gab es Abzahlungs-Programme
Ernährung
Die Grundnahrungsmittel waren Reis, Fisch und Kochbananen. Milch gab es nur sehr wenig und oft verdünnt. Die Kühe mussten ihr Futter selber suchen (nächtliche Unfälle auf der Strasse mit Kühen, Eseln und Pferden waren leider üblich). Früchte und Gemüse waren wegen dem Wassermangel rar, und zum Kaufen teuer.
Unterernährung und Vitamin-Mangel waren die Folgen des jahrzehntelangen Regen-Mangels.
- Schwangere Frauen und Kinder bis zum dritten Lebensjahr wurden in Ernährungsprogramme aufgenommen, wo sie monatlich einen Essens-Zustupf erhielten. Denn die ersten drei Lebensjahre sind die Wichtigsten für eine gesunde Entwicklung des Gehirns und die spätere Bildung.
- Dorfgärten wurden angelegt, Brunnen gegraben, Zisternen gebaut, Wasserpumpen zur Verfügung gestellt. Oft war es ein Wettlauf mit der Zeit, um eine Ernte einbringen zu können, bevor das Wasser wieder versiegte.
Hygiene
Wasser als Mangelware wurde mit Tankwagen herbeigeführt. Man konnte es eimerweise kaufen (oft war es nicht sauber). So musste das Wasser sparsam verwendet werden, auch für die Körperpflege („geduscht“ wurde mit einem Becher).
- Im Frondienst wurden dann Wasserleitungen verlegt
- Das Spucken auf den Boden war alltäglich und die Tuberkulose verbreitet
- Erziehungsprogramme folgten Hand in Hand mit der medizinischen Versorgung und den Ernährungsprogrammen
- Es war üblich, dass alles zum Fenster heraus geworfen wurde, Rüstabfälle, Essensreste, Abwaschwasser, auch der Nachttopf…
- WC oder Plumpsklo gab es lange nicht. Nur ein Plumpsklo im Dorf war schon Luxus
Alle Tiere konnten sich damals im und ums Dorf frei bewegen und ihr Futter selber suchen. Sie verzehrten sowohl die Essensresten wie auch allen Unrat…
Medizinische Versorgung
Für eine Behandlung im Spital, musste man zuerst in den umliegenden Apotheken die notwendigen Mittel (Verbandmaterialien, Nadel, Faden, Medikamente etc.) besorgen.
- Medizinische Grundversorgung wurde schon sehr bald auf der Missionsstation angeboten
- Junge Mädchen wurden geschult, um in den Dörfern direkt zu helfen
Bildung
Die Bildung war erbärmlich, die „Lehrer“ in den abgelegenen Dörfern ungebildet, dies als Folge vom Ernährungsmangel. Der Analphabetismus war gross.
Die geographischen Kenntnisse reichten oft nicht viel weiter als bis zu den nächsten Dörfern, allenfalls bis zur nächsten Stadt. So wurden wir öfters gefragt, ob wir mit einem Esel oder Fahrrad von unserem Land hierhergekommen sind.
Da die Strassenverbindung schlecht war, die Lehrer unregelmässig entlöhnt wurden, war ihr Interesse von der Stadt in die Dörfer zur Schule zu fahren nicht überaus gross.
Gefängnis
In ein Gefängnis zu kommen, ob schuldig oder unschuldig, war immer eine überaus harte Strafe. Menschenrecht oder Menschenwürde war ein Fremdwort. Ohne Hilfe von Angehörigen die das Essen brachten, war man grundsätzlich zum Verhungern verurteilt.